Resonanz nach einem Jahr generalistische Pflegeausbildung

Resonanz nach einem Jahr generalistische Pflegeausbildung

10.03.2021

Die Pflegeberufe bilden einen wichtigen Teil der bekannten Gesundheitsberufe und sind gefragter denn je. Pflege wird auf verschiedenen Gebieten notwendig, sei es z.B. in der Pflege von Kranken und betagten Menschen. Aufgrund dessen konzentrierten sich bisherige Ausbildungen auf die bestimmten Sektoren. Das hat sich seit letztem Jahr geändert. Im Vordergrund steht nun eine generalistische Pflegeausbildung. Wie sieht diese genau aus? Welche Vor- und Nachteile mögen sich daraus ergeben?

Die generalistische Pflegeausbildung ist bereits seit einem Jahr in Kraft. Für Ausbilder und Auszubildende gab es daher einige Umstellungen. Vieles ist neu und ungewohnt. Schließlich ist auch das Konzept der Ausbildung ein anderes. Das dies mit positiver Neugier, aber auch einem gewissen Argwohn einhergeht, ist verständlich. Wie die neue Ausbildung der Pflegeberufe angenommen wurde und welche Schwierigkeiten schon bewältigt wurden oder noch bewältigt werden müssen, verraten erste Stimmen.

Was ist das eigentlich – eine generalistische Pflegeausbildung?

Bis zum 1. Januar 2020 gab es in Sachen Pflege bisher drei verschiedene Berufsfelder:

- Altenpfleger/-in,

- Gesundheits- und Krankenpfleger/-in,

- Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger/-in

Die Bundesregierung regelte die Ausbildung der Pflegeberufe jedoch neu. Die drei genannten Bereiche bzw. Ausbildungen wurden dabei in einer zusammengefasst, der generalistischen Pflegeausbildung. Alle Schwerpunkte aus den einzelnen Pflegebereichen fallen in dieser Ausbildung zusammen. Diese gliedert sich in theoretische und praktische Einheiten mit mindestens 2.100 Theoriestunden und 2.500 Praxisstunden. Hinzu kommen außerdem Vorbehaltaufgaben, die im Vorfeld nur für ausgebildete Pflegekräfte galten. Nach der Ausbildung sollen die Absolventen damit in allen Versorgungsbereichen flexibel eingesetzt werden können und auf dem Arbeitsmarkt bessere Chancen erhalten.

Des Weiteren soll der neue Ausbildungsberuf auch international attraktiver sein. Der Abschluss entspricht den EU-Anforderungen und wird damit europaweit anerkannt, was es Absolventen ermöglichen soll, auch im europäischen Ausland schneller eine Anstellung als Pfleger/-in zu erhalten. Viele Abschlüsse in Gesundheitsberufen in Deutschland werden vom Niveau nämlich niedriger angesehen als vergleichbare Ausbildungsabschlüsse in europäischen Nachbarländern.

Möglichkeiten zur Spezialisierung und Studienabschluss

Wer die generalistische Pflegeausbildung komplett abschließt, kann als Pflegefachmann/-frau in allen Pflegebereichen arbeiten, allerdings erhalten die Auszubildenden während der Ausbildung auch die Wahl, sich auf die Bereiche Krankenpfleger oder Altenpfleger zu spezialisieren. In diesem Sinne werden die bereits bekannten und anerkannten Abschlüsse Altenpfleger und Krankenpfleger erreicht. Eine Spezialisierung ist ab dem dritten Ausbildungsjahr möglich.

Besonders für Absolventen der generalistischen Pflegeausbildung ist ein anschließendes Hochschulstudium interessant. Die Studienzeit zum Berufsabschluss Pflegefachmann/-frau mit akademischem Grad Bachelor of Science kann dabei um die Hälfte verkürzt werden.

Wie erweist sich das neue Konzept in der Praxis? – Die erste Resonanz

Die generalistische Pflegeausbildung ist bereits seit einem Jahr in Kraft. Erste Erfahrungen konnten trotz der pandemischen Entwicklungen im letzten Jahr gesammelt werden, wenn auch unter erschwerten und anderen Bedingungen als womöglich geplant. Wie der neue Ausbildungsberuf bisher bei Ausbildern, Auszubildenden und den Bundesländern ankommt, verraten bereits die ersten Stimmen.

Befürchtungen bleiben, Potenzial bestehe jedoch

Die generalistische Pflegeausbildung steckt mit ihrer neuen Form noch in den Kinderschuhen. Dementsprechend stehen nach wie vor Vorbehalte und Sorgen im Raum.

Man befürchte, dass mitunter die Pflege alter Menschen nicht ausreichend berücksichtigt werden könnte. Dieselbe Sorge liegt auch bei der Pädiatrie vor, der Pflege von Kindern. Zudem setze die Pflege für Frühgeborene besonderes Wissen voraus. Spezialwissen und Weiterbildungen müssten anschließend auf eigene Kosten übernommen werden. Wie aktuelle Studien zudem berichten, sei die Attraktivität durch die generalistische Ausbildung noch nicht gestiegen, zudem werden immer noch Auszubildende dringend auf dem Gebiet benötigt.

Der Vorteil der Ausbildung sei hingegen, dass nun alle Bereiche kennengelernt werden können. Das helfe womöglich dabei, gewisse Unstimmigkeiten, Vorurteile, Rivalitäten oder Unverständnis unter den einzelnen Zweigen zu vermeiden. Zudem ergebe sich laut Aussagen die Chance, dass die Pflege als Beruf noch besser weiterentwickelt und zukunftsfest gemacht werden könne und müsse.

Meinungen und Erfahrungen von Azubis

Bei der Umsetzung der generalistischen Pflegeausbildung sei mitunter noch einiges notwendig und biete Raum für Optimierungen. Nichtsdestotrotz starteten die ersten Auszubildenden letztes Jahr ihren Werdegang zum Pflegefachmann bzw. zur Pflegefachfrau.

Auch hier ergeben sich gemischte Gefühle. Die neue Ausbildung sei sehr interessant und biete theoretisch viele Vorteile. Nicht klar sei jedoch, ob der Wissensstand am Ende der drei Jahre der Gleiche sei wie der Stand von Absolventen der drei ehemaligen Ausbildungszweige. Inwieweit das Erlernte letztendlich auch in der Praxis ankomme, sei ebenfalls unklar. Chancen sehen die Auszubildenden jedoch in der generalistischen Ausbildung.

Positive Resonanz aus dem Saarland

Im Saarland steht die generalistische Pflegeausbildung schon länger auf dem Prüfstand und wurde von der Verbundschule für Gesundheits- und Pflegeberufe der Marienhaus GmbH getestet. Seit 2010 handelte es sich dabei um ein Modellprojekt, bei dem die neue Ausbildung erprobt wurde. Nach Abschluss erzielte es viele positive Bewertungen. Laut der saarländischen Gesundheitsministerin Monika Bachman sei die Generalistik ein wesentliches Fundament für die Zukunft auf dem Gebiet der Pflege. Zudem werden die Flexibilität und die Motivation des Pflegefachpersonals durch das breitere Einsatzgebiet erhöht und das Pflegeberufsbild gesteigert. Schulleiter und Pflegedirektoren sprachen sich ebenfalls positiv für dieses Modell aus.

Die allgemeine Resonanz - zwischen positivem Erwarten und Sorge

Die Resonanz zur generalistischen Pflegeausbildung bleibt bisher ausgewogen. Sie biete viele Chancen und Möglichkeiten, wird allerdings noch immer von so manchen Zweifeln an dem Aufbau, den Lerninhalten sowie der Umsetzung in der Praxis begleitet. Wie sich die Ausbildung längerfristig im Bereich der Pflege und der Gesellschaft entwickelt, bleibt nur abzuwarten. Ansätze zu möglichen Optimierungen sind vorhanden und sollten nicht übersehen werden.

Es bleibt also nicht nur für die jetzigen Auszubildenden spannend, wie sich die generalistische Pflegeausbildung auf die weitere berufliche Laufbahn der Absolventen tatsächlich auswirken wird und ob dem allgemeinen Wohl damit geholfen werden kann oder nicht. Um das herauszufinden, bedarf es wohl noch einiger Jahre Umsetzung und Erprobung.

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