Beckenbodentraining auf Rezept: Der Emy Trainer

Die Verordnung von medizinischen Hilfsmitteln durchlebt einen digitalen Wandel. Besonders das häufig vernachlässigte Beckenbodentraining erhält durch den Emy Trainer eine neue, erstattungsfähige Dimension, die Fachkräften in Gesundheitsberufen ideenreiche und moderne Therapiepfade eröffnet. Das Beckenbodentraining gilt längst nicht mehr als Tabuthema, sondern ist ein wichtiges Kriterium moderner Therapieansätze.

Die Bedeutung eines starken Beckenbodens

Der Beckenboden ist ausschlaggebend für die Stabilität des gesamten Körpers. Er unterstützt Blase, Gebärmutter und Darm, trägt zur inneren Balance bei und wirkt sich positiv auf die Haltung und Sexualität aus. Eine Schwäche dieser Muskelgruppe kann verschiedene Ursachen haben – von Geburten über hormonelle Veränderungen hin zu altersbedingten Prozessen. Studien zeigen, dass nahezu jede dritte Frau im Laufe ihres Lebens Symptome einer Beckenbodenschwäche entwickelt. Die gute Nachricht: Mit gezieltem Training lässt sich die Muskulatur wieder aufbauen und stabilisieren.

Digitale Hilfsmittel in der Gesundheitsversorgung

Immer häufiger kommen digitale Technologien im Gesundheitswesen zum Einsatz. Das betrifft nicht nur die Kommunikation und Dokumentation in verschiedenen Bereichen, sondern auch die direkten Therapieansätze. Medizinprodukte, die den Heilungsprozess aktiv unterstützen, sind zunehmend digital. Für Fachkräfte bedeutet diese Entwicklung, dass sie sich mit den Möglichkeiten und Prozessen der Verordnung dieser neuen Hilfsmittel vertraut machen müssen. Die Integration elektronischer Lösungen zielt darauf ab, die Compliance der Patienten zu verbessern und Therapieerfolge objektiv messbar zu machen.

Die Neuerung in der Verordnung ist ein wichtiger Schritt in Richtung moderner Patientenversorgung. Detaillierte Informationen zur Verordnung und Kostenerstattung des Emy Trainers gewährleisten eine vielversprechende Grundlage für medizinisches Personal.

Alle Trainingsdaten bleiben lokal auf dem Smartphone der Patientin gespeichert. Es erfolgt keine Übertragung an externe Server, was eine datenschutzkonforme Anwendung garantiert.

Der Emy Trainer: Funktionsweise und klinischer Nutzen

Der Emy Trainer ist ein zertifiziertes Medizinprodukt, das für das eigenständige Training des Beckenbodens konzipiert wurde. Es handelt sich um ein Biofeedback-Gerät, das in Kombination mit einer App arbeitet. Das Gerät misst die Kontraktionen der Beckenbodenmuskulatur präzise und überträgt diese in Echtzeit an die zugehörige Anwendung.

Über die zugehörige medizinische App stehen acht strukturierte Trainingsprogramme und insgesamt 32 interaktive Übungen zur Verfügung. Die Nutzung ist vollständig kostenfrei und erfordert kein Abonnement.

In einer klinischen Studie in Zusammenarbeit mit dem Universitätsklinikum Straßburg (CHU) berichteten nach drei Monaten 98 % der Teilnehmerinnen über eine Verbesserung ihrer Lebensqualität und 91 % über eine Reduktion ihrer Harnsymptome. Die Studie (Jochum et al., 2021) ist auf der Website von Fizimed verfügbar.

Objektive Messbarkeit als Vorteil für die Therapie

Der entscheidende Vorteil des Biofeedback-Prinzips liegt in der Objektivierung des Trainings. Patienten können auf dem Bildschirm sehen, ob sie ihre Muskulatur korrekt anspannen. Das ist gerade beim Beckenboden von großer Relevanz, da die Wahrnehmung und korrekte Ausführung der Übungen oft eine Herausforderung darstellen. Für Physiotherapeuten und Gynäkologen stellt der Trainer somit eine wertvolle Ergänzung zum klassischen Training und zur Einzeltherapie dar, um die Therapieerfolge signifikant zu steigern.

Prozess der Verordnung und Kostenerstattung

Die Möglichkeit, den Emy Trainer als erstattungsfähiges Hilfsmittel zu verordnen, vereinfacht den Zugang für Patienten erheblich. Ärzte können das Gerät auf einem normalen Rezeptformular (Muster 16) verordnen. Die Notwendigkeit der Verordnung wird in der Regel durch eine medizinische Indikation wie leichte bis mittlere Harninkontinenz oder zur postpartalen Rückbildung begründet.

Der Emy Trainer ist unter der Hilfsmittelnummer 15.25.19.2027 im Hilfsmittelverzeichnis gelistet. Er kann bei weiblicher Harninkontinenz (Belastungs-, Stress- oder Mischformen) verordnet werden. Für Ärztinnen und Ärzte ist besonders relevant, dass dieser Hilfsmitteltyp nicht richtgrößenrelevant ist und somit keine Belastung für die Verordnungsstatistik der Praxis darstellt.

Die Kostenerstattung erfolgt, da das Produkt im Hilfsmittelverzeichnis der Krankenkassen gelistet ist. Der Genehmigungsprozess ist in den meisten Fällen standardisiert. Für Gesundheitsberufe ist es entscheidend, die genauen Positionsnummern und die notwendigen Begründungen für die Krankenkasse zu kennen, um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten. Die Erstattung entlastet die Patienten finanziell und ermöglicht eine breitere Anwendung der digitalen, modernen Therapieoption.

Fazit: Beckenbodentraining auf Rezept

Die Verbindung aus traditionellem Muskelaufbautraining und digitalem Monitoring markiert einen Wendepunkt in der Rehabilitation gynäkologischer Beschwerden. Der Emy Trainer steht exemplarisch für den Trend zur individualisierten Medizin. Sein Einsatz kann helfen, klinische Behandlungen zu ergänzen und die Rückfallquote nach einer Therapie zu reduzieren. Prävention bleibt dabei das Hauptziel: Je früher Patientinnen beginnen, ihren Beckenboden bewusst zu trainieren, desto niedriger ist das Risiko späterer gesundheitlicher Einschränkungen. Ärztinnen, Therapeutinnen und Pflegekräfte können mit der gezielten Beratung dazu beitragen, diese Entwicklung nachhaltig zu fördern.

Für Ärztinnen, Therapeuten und Hebammen bietet der Emy Trainer eine evidenzbasierte, patientinnenorientierte und wirtschaftlich unbedenkliche Möglichkeit, konservative Therapieansätze bei Harninkontinenz zu unterstützen. Er stärkt die Selbstwirksamkeit der Patientin, verbessert die Therapie-Compliance und trägt dazu bei, bestehende Versorgungslücken in der Frauengesundheit nachhaltig zu schließen.