Für wen ist die private Krankenversicherung sinnvoll?
Bis zu einer bestimmten Einkommenshöhe haben Arbeitnehmer keine Wahl, sie sind automatisch gesetzlich krankenversichert. Erst wenn das Einkommen dieses gesetzlich festgelegte Limit übersteigt, ist es überhaupt möglich, eine private Krankenversicherung abzuschließen. Anders sieht das bei Selbstständigen aus, da gibt es keine Einkommensgrenze. Doch nur wer sich privat krankenversichern darf, muss dann auch wechseln. Denn die monatlichen Beiträge müssen langfristig bezahlbar sein. Oft ist es die bessere Wahl, in der gesetzlichen Krankenversicherung zu bleiben, beispielsweise zu Beginn der Selbstständigkeit oder wenn eine große Familie geplant ist.
Abbildung 1: Eine Krankenversicherung zu haben, ist in Deutschland Pflicht. Die meisten sind in einer der gesetzlichen Krankenkassen versichert. Viele haben gar keine andere Wahl.
Wer hat die Wahl?
Der Gesetzgeber hat sehr genau geregelt, wer in der gesetzlichen Krankenversicherung bleiben muss. Dabei gibt es für verschiedene Arten der Berufstätigkeit jeweils andere Regeln.
Beamte können grundsätzlich wählen, wie sie sich versichern wollen. Der Dienstherr zahlt für die private Krankenversicherung mindestens 50 Prozent des Beitrags in Form einer Beihilfe. Viele Beamte sind daher gesetzlich versichert und haben eine private Restkostenversicherung. Wer dauerhaft verbeamtet und gesund ist, kann sich privat versichern.
Hauptberuflich Selbstständige haben ebenfalls die Wahl. Dabei gibt es keine Einkommensgrenzen. Ausnahmen bilden Freiberufler, die künstlerisch oder publizistisch tätig sind. Für sind unter Umständen in der Künstlersozialkasse versicherungspflichtig.
Angestellte haben erst dann ein Wahlrecht zwischen privater und gesetzlicher Krankenversicherung, wenn ihr Bruttoeinkommen die Jahresarbeitsentgeltgrenze übersteigt. Wer im Jahr 2023 mehr als 5.550 Euro brutto verdient – Urlaubs- und Weihnachtsgelt eingerechnet – darf sich auch privat krankenversichern.
Studierende haben ebenfalls die Wahl. An diese Entscheidung sind sie normalerweise für das gesamte Studium gebunden. Nach dem Abschluss ist es möglich, mit der ersten Arbeitsstelle in die gesetzliche Krankenversicherung zu wechseln. Wer sich selbstständig macht, bleibt privat versichert, unabhängig vom Einkommen. Sind die Eltern verbeamtet, erhalten Studierende bis zu 80 Prozent Beihilfe zu den Beiträgen für die private Krankenversicherung.
Abbildung 2: Per Gesetz ist genau geregelt, wer die GKV verlassen darf, um sich privat zu versichern.
Was spricht für die private Krankenversicherung?
Die PKV ermöglicht den Zugang zu einer umfassenderen medizinischen Versorgung. Doch wer sich hier wirklich gut versichern will, muss dafür meist relativ hohe Beiträge zahlen. Vor allem im Alter steigen die Beiträge, ohne das Verdienst oder die Rente zu berücksichtigen. Nur wer sich die Beiträge auch langfristig leisten kann, trifft mit der Entscheidung für die private Krankenversicherung eine sinnvolle Wahl. Die folgenden fünf Kriterien können bei der Entscheidung helfen:
- Das Alter
Die Beiträge zur privaten Krankenversicherung steigen mit dem Alter. Dabei fließt ein bestimmter Anteil des Beitrags in die sogenannten Alters- oder Alterungsrückstellungen. Dieses Geld legt der Versicherer an, um damit im Alter die Beiträge bezahlbar zu halten. Damit das auch wirklich funktioniert, muss ausreichend Geld angespart sein, also eine ausreichende Versicherungsdauer gewährleistet sein. Deshalb sollten Versicherte, die in die private Krankenversicherung wechseln jünger als 40 Jahre, besser sogar jünger als 35 Jahre sein. Wer bereits über 40 Jahre ist, sollte nur noch in Ausnahmefällen wechseln, und zwar, wenn sie sehr gut finanziell abgesichert sind, um den Preisaufschlag auch bezahlen zu können.
Abbildung 3: Wer in die PKV wechseln möchte, sollte ein gewisses Alter nicht überschritten haben und bei guter Gesundheit sein. Sonst können Alter oder Risikoaufschläge die Beiträge stark erhöhen.
- Gesundheitszustand
Die privaten Versicherer dürfen sich im Gegensatz zur gesetzlichen Krankenversicherung ihre Mitglieder auswählen. Im Zweifelsfall können sie einen Antragsteller mit zu vielen Vorerkrankungen auch ablehnen. Deshalb findet vor dem Wechsel eine umfassende Gesundheitsprüfung statt. Wer sich zu bezahlbaren Beiträgen und ohne viele Einschränkungen privat versichern will, sollte deshalb ziemlich gesund sein. Bei manchen Erkrankungen lehnen die Versicherer zwar nicht ab, aber sie können Risikoaufschläge auf den Beitrag verlangen, der zwischen zehn und 30 Prozent betragen kann. Eine noch nicht abgeschlossene Krebsbehandlung ist beispielsweise ein Ausschlusskriterium.
- Familienplanung
Wer nicht verheiratet ist, keine Kinder hat und sicher weiß, dass sich das in der Zukunft nicht ändern wird, hat es einfacher sich für die private Krankenversicherung zu entscheiden. Mit Familie oder mit dem Wunsch eine zu gründen, sollte sich das genau durchrechnen. Kinder sind und Ehepartner sind in der privaten Krankenversicherung nicht kostenlos mitversichert. Jedes Mitglied der Familie hat einen eigenen Versicherungsvertrag, für den ein eigenständiger Beitrag zu zahlen ist.
- Das Verdienst
Bei der Entscheidung ist es wichtig zu bedenken, dass die Beiträge nicht nur jetzt leistbar sein müssen, sondern auch in der Zukunft. Ein Tarifwechsel zurück in die gesetzliche Krankenversicherung ist schwierig. Dabei ist es wichtig, auch an den Ruhestand zu denken. Die private Krankenversicherung passt den Beitrag nicht an die niedrigere Rente an. Für Angestellte, die alleinstehend sind und gut verdienen, ist es in der Regel vorteilhafter, in die private Krankenversicherung zu wechseln. Es ist allerdings sinnvoll, die gesparten Beiträge fürs Alter anzusparen, um auch dann noch die Beiträge leisten zu können, wenn sie Rente beziehen. Bei der gesetzlichen Krankenversicherung passt sich der Beitrag an die niedrigeren Einnahmen an, bei der privaten ist er immer gleich hoch.
- Berufsgruppe
Bei Berufen, die mit einem hohen gesundheitlichen Risiko einhergehen, wie Stuntman oder Feuerwehrmann, sind hohe Risikozuschläge zu zahlen. Meist gibt es auch nur wenige Tarife zur Auswahl. Aber auch andere Berufe, wie Schausteller oder Kioskbesitzer, versichern die Privaten nicht so gern. Sie sehen sie als „unsichere Zahler“ an.
Fazit
Der Wechsel in die private Krankenversicherung sollte in jedem Fall gut überlegt sein. Oft überwiegen die Vorteile, zumindest am Anfang. Mit dem Rentenalter können Probleme auftreten, für die eine entsprechende Vorsorge sehr wichtig ist. Dann steht einer privaten Krankenversicherung mit besseren Leistungen nicht viel entgegen.
- Kategorien