Stichwort Jobwechsel: Menschlich beim neuen Arbeitgeber und im Team ankommen
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Der Wechsel zu einem neuen Arbeitgeber ist für Fachkräfte im Gesundheitswesen eine weitreichende Veränderung, die sowohl berufliche als auch persönliche Anpassungen erfordert.
Doch während es durch fachliche Anleitung und Berufserfahrung meist schnell und beinahe automatisch gelingt, aus dieser Hinsicht beim Arbeitgeber anzukommen, so kann es auf einer menschlichen Ebene durchaus kniffliger werden; zumindest weniger automatisch. Denn während die beruflichen Aufgaben meist denen im vorherigen Job ähneln, sind die die neuen Kollegen völlig anders.
Allerdings ist es beileibe nicht unmöglich und, je nach Charakter, nicht einmal sonderlich schwierig, auch aus dieser Warte innerhalb einiger Wochen oder weniger Monate ins Team hineinzugleiten und dort als vollwertiges Mitglied Akzeptanz zu finden. Man muss nur gewillt sein, aktiv daran zu arbeiten.
Vorbereitung auf den neuen Arbeitsplatz
Eine gründliche Vorbereitung erleichtert diesen Einstieg erheblich. Bereits im Vorfeld des Jobwechsels können gezielte Maßnahmen ergriffen werden, um den Übergang zu erleichtern.
- Informationsbeschaffung: Recherchieren der Unternehmenskultur, der Teamstruktur und die spezifischen Arbeitsabläufe des neuen Arbeitgebers – dazu nicht zuletzt die neuen Kollegen und Vorgesetzten. Schon ein Gesicht samt Namen im Gedächtnis zu haben, kann ab dem ersten Tag sehr hilfreich sein.
- Netzwerken vor dem Start: Teilnahme an Branchenevents oder Online-Foren, um erste Kontakte zu knüpfen.
- Selbstreflexion: Überlegen, welche eigenen (charakterlichen) Stärken und Schwächen in das neue Team eingebracht werden und wie diese sich optimal nutzen lassen bzw. negiert werden können.
Durch diese Schritte wird nicht nur die fachliche Vorbereitung gestärkt, sondern auch die Grundlage für ein harmonisches zwischenmenschliches Miteinander gelegt.
Änderungsbereitschaft und Offenheit zeigen
Ein neuer Arbeitgeber bedeutet in jeglicher Hinsicht zahlreiche Neuerungen und Veränderungen, selbst wenn sich am Tätigkeitsumfang des Jobs nichts ändern mag. Nicht zuletzt gibt es zahlreiche Gründe, warum man überhaupt den Job wechselt. Beides kollidiert mit der menschlichen Neigung, sich stark an Gewohnheiten zu hängen.
Definitiv hat man beim alten Arbeitgeber liebgewonnene Kollegen zurückgelassen. Ebenso definitiv wird es beim neuen Arbeitgeber nicht nur Menschen geben, mit denen man auf jeder Ebene perfekt harmoniert. Und wahrscheinlich wird jeder Einzelne ein Unbekannter sein.
Das alles sollte aber kein Grund sein, regelrecht reserviert und stoisch in die ersten Arbeitstage zu gehen. Jedes Unternehmen und jedes Team ist anders. Ebenso hat jedes Unternehmen und Team seine angenehmen Besonderheiten. Daher ist es von zentraler Wichtigkeit, trotz allem dieser Änderung im eigenen Leben positiv und offen zu begegnen.
Außerdem ist Realismus angebracht: Die Chancen, in eine Firma zu kommen, die nur im Vorstellungsgespräch gut wirkte, aber in der Praxis voller Personen steckt, mit denen man weder beruflich noch menschlich klarkommen wird, sind praktisch bei Null. Wenn man erst einmal den Status des Neuen, Fremden überwunden hat, finden sich überall Menschen, die zumindest ein bisschen angenehm sind, aber vielleicht sogar das Zeug haben, zu wirklich geliebten Kollegen oder gar privaten Freunden zu werden.
Grundbedingung dafür ist nur, seine Angst vor diesem Unbekannten zu überwinden.
Man selbst bleiben: Die eigene Persönlichkeit bewahren
Es mag verlockend sein, sich als Unbekannter bei einem neuen Arbeitgeber etwas anders zu geben – vielleicht eher so, wie man sich selbst gerne sehen würde. Prinzipiell ist das keine völlig falsche Denkweise, aber eine Medaille mit zwei Seiten.
Beispielsweise spräche nichts dagegen, im neuen Team grundsätzlich etwas sparsamer mit Informationen aus dem privaten Umfeld zu sein, wenn man beim früheren Arbeitgeber damit nach eigener Ansicht zu freigiebig war.
Die Grenze sollten Jobwechsler jedoch dort ziehen, wo die Sache in Richtung eines regelrechten Verstellens abdriftet. Denn je mehr sich das berufliche Ich vom eigentlichen Ich unterscheidet, desto besser muss man, ganz nüchtern und wertneutral betrachtet, schauspielern und ein Stück weit lügen können.
Zudem droht bei einem solchen Verhalten stets eine Aufdeckung und somit wahrscheinlich starke Kränkung der Kollegen. Das Risiko sollte niemand eingehen. Wohl kann es schwierig sein, wirkliche Authentizität an den Tag zu legen. Es lohnt sich jedoch unbedingt. Allein schon, weil man in jeder Hinsicht „man selbst“ sein kann. Das wird mit Eigenschaften wie Ehrlichkeit, Selbstbewusstsein, Konsequenz und Aufrichtigkeit von den meisten Kollegen deutlich eher honoriert als ein „Fake-Ich“ ohne spürbare Ecken und Kanten.
Wie gesagt, authentisch zu sein, bedeutet keinesfalls, nicht an seinem Charakter und Auftreten etwas zu feilen, wenn man zu einem neuen Arbeitgeber wechselt. Es bedeutet ebenso wenig, nicht seine Meinung zu sagen. Nur sollte das alles im Rahmen des eigenen Ichs bleiben. Denn das ist essenziell für das persönliche Wohlbefinden und die langfristige Zufriedenheit.
Aufbau positiver Beziehungen im Team
Der Aufbau positiver Beziehungen zu den neuen Kollegen ist ebenfalls ein entscheidender Faktor für das menschliche Ankommen am neuen Arbeitsplatz. Nicht nur, weil die Arbeitszeit auf einer solchen Ebene schlichtweg angenehmer wird, sondern weil mit persönlichen Bindungen meist auch Effektivität und Effizienz der Arbeit steigen – da es sich mit persönlich verbundenen Menschen meistens leichter, schneller und mit einfacherer Kommunikation agieren lässt.
Wichtig dazu ist Folgendes:
- Offene Kommunikation: Interesse an den Kollegen und deren Arbeit zeigen, um eine vertrauensvolle Basis zu schaffen.
- Gemeinsame Aktivitäten: Teilnahme an Teamevents oder informellen Treffen stärkt das Zusammengehörigkeitsgefühl.
- Unterstützung anbieten: Hilfe anbieten und bereit sein, von anderen zu lernen, um eine kooperative Arbeitsatmosphäre zu fördern.
- Vertrauensbildung: Maßnahmen zur Förderung von Vertrauen und gegenseitigem Respekt etablieren.
Insbesondere am Anfang kann es dazu hilfreich sein, offen auf die neuen Kollegen zuzugehen, statt sich sozusagen von ihnen empfangen zu lassen – wenngleich diese das Tempo bestimmen sollten. Bitte immer bedenken: Vielleicht löst man durch sein Erscheinen einen langjährigen, möglicherweise bestens gelittenen Mitarbeiter ab.
Dazu können althergebrachte Methoden vielfach immer noch die besten Resultate liefern. Etwa der klassische Kuchen (oder eine andere Leckerei) zum Einstand oder eine kleine Feierabend-Runde mit den neuen (engsten) Kollegen, bei der diese nach Herzenslust Fragen stellen dürfen.
Bitte stets bedenken: Nicht nur ist das neue Team für einen selbst eine Gruppe von bislang Unbekannten, sondern andersherum sieht es genau so aus.
Effektive Kommunikation etablieren
Eine klare und offene Kommunikation ist grundlegend für ein harmonisches Arbeitsumfeld. Sie hilft Missverständnisse zu vermeiden und fördert die Zusammenarbeit. Gerade, weil es je nach Charakter anfangs schwierig sein kann, diesbezüglich ein Minimum an nötiger Offensivität zu zeigen, ist es wichtig, bei den folgenden Punkten selbstdiszipliniert aufzutreten:
- Aktives Zuhören: Interesse an den Beiträgen der Kollegen zeigen und konstruktiv auf deren Anliegen eingehen.
- Feedback geben und annehmen: Regelmäßiges und konstruktives Feedback unterstützt die persönliche und berufliche Weiterentwicklung. Doch Vorsicht: Als Neuling sollte man seine Worte sehr konservativ wählen.
- Transparenz wahren: Relevante Informationen offen mit dem Team teilen, um Vertrauen und Zusammenarbeit zu stärken.
- Kommunikationsstile akzeptieren: Unterschiede zwischen direkter und indirekter Kommunikation berücksichtigen – und nicht zuletzt den von Mensch zu Mensch mitunter extrem unterschiedlichen Kommunikationsstilen.
Einmal mehr gilt: Das alles muss nicht von Anfang an perfekt sein. Jedoch trägt alles dazu bei, sich schneller in seinem neuen Team einzuleben und auf allen Ebenen zum vollwertigen Mitglied zu werden, anstatt „der/die Neue“.
Verstehen der und Anpassen an die Team- und Unternehmenskultur
Egal ob Versicherung, Krankenhaus oder kleine Praxis: In jedem Arbeitsumfeld etabliert sich eine gewisse Kultur. Teilweise wird sie in Form einer Corporate Culture sehr umfassend gepflegt und gestylt. In vielen anderen Fällen ist sie das Ergebnis aus einer mitunter Jahrzehnte überspannenden Geschichte.
Diese Kultur(en) und ihre Rituale prägen das Arbeitsumfeld maßgeblich. Sie zu kennen, zu verstehen und zu beherzigen, erleichtert das Einleben und die Integration in das Team.
- Beobachtung: Möglichst umfassend beobachten, welche Werte wie im Unternehmen bzw. Team hochgehalten werden.
- Anpassung: In die bestehenden Werte integrieren, ohne irgendwelche Änderungswünsche einzubringen – dafür ist es jetzt noch zu früh.
- Respekt: Wertschätzung für etablierte Rituale und Traditionen des Unternehmens und des Teams zeigen.
Bei einer Corporate Culture ist das sowieso bereits eine berufliche Bringschuld, die jeder Mitarbeiter zu befolgen hat. Anders sieht es bei eher informelleren Kulturen aus. Allerdings sind gerade sie aufgrund ihrer natürlich gewachsenen Strukturen meist das, was Teammitglieder und Neulinge sowie Außenstehende voneinander unterscheidet.
Zusammengefasst: Menschlich ankommen ist nötig – und nicht schwierig
Ein Jobwechsel in den Gesundheitsberufen erfordert neben fachlicher Kompetenz auch eine sorgfältige zwischenmenschliche Integration. Durch gezielte Vorbereitung, Authentizität, den Aufbau positiver Beziehungen, effektive Kommunikation, das Verständnis der Unternehmenskultur und kontinuierliche Weiterentwicklung lässt sich der Einstieg in den neuen Arbeitsplatz erfolgreich gestalten.
Wichtig ist nur, trotz aller Neuerungen und vielleicht sogar Furcht davor immerzu gewillt zu sein, gleichermaßen im neuen Team anzukommen, wie diesem zu gestatten, bei einem selbst anzukommen.
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