Altenpflege in Deutschland – Aufgaben, Möglichkeiten & Unterschiede
Durch die steigende Lebenserwartung in Deutschland ergeben sich einige Probleme. Eines davon ist die wachsende Zahl der Pflegebedürftigen. Waren es im Dezember 2009 lediglich 2,34 Millionen, die dauerhafte Hilfe brauchten, stieg die Zahl bis Dezember 2019 bereits auf 4,13 Millionen Pflegebedürftige an. Umso wichtiger ist das Sicherstellen entsprechender Versorgung. Betroffene können zwischen verschiedenen Optionen und Pflegemodellen wählen.
Kommt es im engsten Kreis zu einem Pflegefall, ist es wichtig zu wissen, dass man in dieser Situation nicht allein ist. Als Anlaufstellen kommen Hausarzt, Krankenkasse oder Pflegekasse sowie Beratungsstellen von Wohlfahrtsverbänden und Seniorenberatungen infrage. Auch die Frage, inwieweit ein Pflegegrad bestimmt werden kann, spielt bei der Frage, wie es jetzt weitergehen soll, eine Rolle.
Welche Formen der Altenpflege gibt es?
Ist man aufgrund nachlassender Fähigkeiten im Alter dauerhaft auf fremde Hilfe angewiesen, kommen mehrere Pflegeformen infrage. Pflegebedürftige können sich sowohl für
- eine ambulante Pflege zu Hause,
- eine stationäre Pflege in einem Pflegeheim,
- betreutes Wohnen,
- das Mehrgenerationenhaus oder
- eine 24-Stunden-Pflege
entscheiden. Welche dieser Varianten am besten geeignet ist, hängt von individuellen Wünschen und Bedürfnissen ab. Jede Pflegeform bietet andere Vorteile und Herausforderungen.
Die ambulante Pflege zu Hause:
Ein Großteil der Pflegebedürftigen entscheidet sich für die ambulante Pflege zu Hause. Viele Pflegekräfte nutzen diese Option für eine berufliche Selbständigkeit in der Pflege. Pflegebedürftige können in ihrer gewohnten Umgebung bleiben und müssen sich nicht erst an eine neue Wohnsituation gewöhnen. Je nach Situation und Pflegebedürftigkeit, kommt der ambulante Pflegedienst ein- oder mehrmals am Tag. Ambulante Pflegedienste helfen nicht nur im Haushalt und beim Essen sondern auch bei der Körperpflege.
Die 24-Stunden-Pflege zu Hause:
Eine ähnliche Variante ist die Altenpflege mit Hilfe der 24-Stunden-Betreuungskraft. Sie unterstützt Angehörige bei der Betreuung und Pflege ihrer Familienmitglieder. Erfahrene Pflegekräfte aus dem EU-Ausland ziehen bei den pflegebedürftigen Personen zu Hause ein und sind im Notfall sofort verfügbar. Pflegebedürftige können in ihrem gewohnten Umfeld bleiben und somit nicht nur ihre Lebensqualität sondern auch ihre Selbständigkeit soweit wie möglich erhalten. Wichtig ist ein vorheriges Kennenlernen zwischen Pflegekraft und Angehörigem, denn auch das Zwischenmenschliche muss stimmen.
Die stationäre Pflege in einem Pflegeheim:
Gibt es keine Angehörigen, die unterstützen können, oder ist der Betroffene körperlich bzw. geistig sehr stark eingeschränkt, kann eine stationäre Pflege in einem Pflegeheim eine gute Wahl sein. Dort befinden sich rund um die Uhr Pflegekräfte, die auch in Notfällen schnell medizinische Hilfe leisten können. Darüber hinaus bieten gute Heime ihren Bewohnern ein vielfältiges Freizeitangebot. Dadurch lassen sich auch neue soziale Kontakte verknüpfen.
Betreutes Wohnen:
Altersgerechte Wohn- und Betreuungsangebote umfassen eine barrierefreie Wohnung sowie Betreuungsleistungen, die in der Regel frei gewählt werden können. Je nach Bedarf können Kochen, Reinigung, Pflege oder Freizeitangebote abgedeckt werden. Wer seine Eigenständigkeit im Alter erhalten, aber nicht auf professionelle Betreuung und soziale Kontakte verzichten möchte, ist im betreuten Wohnen gut aufgehoben.
Das Mehrgenerationenhaus:
Im Mehrgenerationenhaus leben Menschen in unterschiedlichem Alter und unterschiedlicher Lebenssituation in einem Wohnkomplex zusammen. Das Angebot für Pflegebedürftige umfasst nicht nur die notwendige Pflege – hier wird man Teil der Gemeinschaft. Wem gegenseitige Hilfe und regelmäßiger Austausch mit anderen wichtig ist, sollte sich über das Konzept Mehrgenerationenhaus informieren.
Plötzlich auf fremde Hilfe angewiesen: Diese Schritte sind jetzt wichtig
Bevor die Entscheidung für eine bestimmte Form der Altenpflege getroffen wird, sollten einige Dinge in Angriff genommen werden:
- Den Pflegebedarf erfassen
- Sich über Pflegegrade und entsprechende Leistungen informieren
- Einen Pflegegrad beantragen und die Finanzierung der Pflege sicherstellen
- Die richtige Pflegeform wählen und planen
- Rechtliche Aspekte sowie die rechtliche Vertretung regeln
Häusliche Pflege: Wann sie infrage kommt und worauf geachtet werden sollte
Die häusliche Pflege ist für Betroffene in den meisten Fällen die beste Option: Sie müssen sich an kein anderes Umfeld gewöhnen, auch soziale Kontakte können aufrechterhalten bleiben. Soll eine pflegebedürftige Person zu Hause gepflegt werden, kommen unterschiedliche Optionen infrage. Unterstützung erhalten pflegende Angehörige beispielsweise durch einen ambulanten Pflegedienst, eine 24-Stunden-Pflegekraft, eine stundenweise Seniorenbetreuung und die Verhinderungspflege.
Je nachdem, wie hoch die Pflegebedürftigkeit ist, kann die Pflege im häuslichen Umfeld eine gute Option sein. Das geht jedoch schwer, wenn der Wohnraum nicht barrierefrei ist. Damit auch kleine Barrieren nicht zu großen Hürden werden, können Umbaumaßnahmen notwendig sein. Ob es finanzielle Zuschüsse gibt, kann man bei der Pflegekasse erfragen.
Angehörige sollten sich darüber im Klaren sein, dass ihnen die häusliche Pflege körperlich und psychisch einiges abverlangen wird. Auch zeitliche und finanzielle Mittel müssen vorab geklärt werden. Wenn es nicht anders geht, nicht zögern, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, etwa durch eine 24-Stunden-Pflege oder einen ambulanten Pflegedienst.
Die Behandlungspflege ist ebenfalls ein wichtiger Teil der häuslichen Altenpflege. Sie muss zwingend von geschultem Pflegepersonal durchgeführt werden und umfasst beispielsweise die Wundversorgung, das Setzen von Injektionen und die Medikamentengabe.
Stationäre Pflege: Vor- und Nachteile unterschiedlicher Angebote
Geht es um stationäre Pflege- und Betreuungsformen, gelten Pflege- und Altenheime, Seniorenresidenzen und Seniorenstifte sowie Betreutes Wohnen und Hospize als mögliche Optionen. Sowohl stationär als auch ambulant umsetzen lassen sich Grundpflege, Intensivpflege, Palliativpflege und medizinische Behandlungspflege.
Welche Form der stationären Pflege man wählt, kann entscheidend sein. In Pflegeheimen beispielsweise kommen nicht nur ältere Menschen unter. Seniorenstifte und Seniorenresidenzen haben mehr Ähnlichkeit mit einem Hotel; den Bewohnern wird dort eine Reihe von Services geboten, die ein selbstbestimmtes Leben im Alter ermöglichen.
Pflegeheim:
- auf die Bedürfnisse des Pflegebedürftigen angepasster Wohnraum
- 24-Stunden-Versorgung sowie diverse Freizeitangebote
- medizinische Versorgung ist im Notfall sichergestellt
- Entlastung pflegender Angehöriger
- Umzug in eine ungewohnte Umgebung
- kaum Privatsphäre
- wechselndes Pflegepersonal
Seniorenresidenz:
- Unterbringung in hochwertigen Privaträumen
- viel Komfort mit hotelähnlichem Charakter
- Pflegeleistungen werden an die Pflegebedürftigkeit der Bewohner angepasst
- teurer als die meisten alternativen Unterbringungsmöglichkeiten
- oft lange Wartelisten
Betreutes Wohnen:
- große, barrierefreie Wohnungen ermöglichen ein selbstbestimmtes Leben
- dank Gemeinschaftseinrichtungen Möglichkeiten für soziale Kontakte
- vielfältige Freizeitangebote und Serviceleistungen auf Wunsch
- pflegerische Hilfe kann schnell in Anspruch genommen werden
- Veränderung des sozialen Umfelds
- Hohe Kosten, vor allem für zugebuchte Leistungen
- oft lange Wartezeiten