Wem vertraut man in Zukunft mehr: Dem Arzt oder Dr. Watson?

Wem vertraut man in Zukunft mehr: Dem Arzt oder Dr. Watson?

19.01.2017

Die Ärzte waren ratlos, doch IBMs Supercomputer Watson benötigte nur zehn Minuten, um das Leben einer Patientin zu retten. Was sich wie Science-Fiction liest, geschah im letzten Jahr in Japan. Ärzte hatten eine 60-jährige Patientin monatelang erfolglos gegen akute myolische Leukämie behandelt – aber die Diagnose war falsch. Schließlich gaben sie die genetischen Daten der Patientin zum Abgleich mit Dr. Watson. Dieser fand binnen weniger Minuten unter 20 Millionen Datensätzen einen Hinweis auf den tatsächlichen Erkrankungstyp. Die Patientin wurde gerettet.

 

Watson, zu dem es bereits auch Alternativen gibt, nutzt digitale selbstlernende Intelligenz, um Unmengen medizinischer Daten, insbesondere Genom-Datenbanken, und medizinische Studien in kürzester Zeit zu analysieren. Dann werden die individuellen Daten und genetischen Informationen des Patienten damit verglichen.

 

Solche auf molekularer Medizin, künstlicher Intelligenz und Big Data beruhende Medizin wird mehr verändern als nur die Behandlung von Patienten: Noch ist nicht absehbar, welchen Einfluss sie auf den Arztberuf nimmt. Wird der Arzt partiell überflüssig oder zum Doctor-on-demand? Welche ethischen Risiken entstehen, wenn Dr. Watson sekundenschnell genetische Risikofaktoren bei jedermann identifizieren kann, die vielleicht nicht heilbar sind? Müssen wir die Grenze zwischen Gesundheit und Krankheit neu definieren? Und nicht zuletzt: Was bedeutet solche Medizin für unser GKV-System und seine langwierigen Nutzenbewertungsmechanismen?

 

„Wem vertraut man in Zukunft mehr: Dem Arzt oder Dr. Watson? Werden wir in Zukunft noch Ärzte brauchen? Umgang mit Big Data.” So lautet das Thema einer Veranstaltung beim Gesundheitskongress des Westens im März in Köln. Es diskutieren: Dr. Barbara Böttcher, Vice President Healthcare and Life Sciences DACH der IBM Deutschland GmbH, Dr. Friedrich von Bohlen, Geschäftsführer der dievini Hopp BioTech holding, Prof. Dr. Axel Ekkernkamp, Geschäftsführer und Ärztlicher Direktor des Unfallkrankenhauses Berlin, Dr. Ellis E. Huber, Vorsitzender Berufsverband der Präventologen, Dr. Johannes Salem, Facharzt für Urologie des Universitätsklinikums Köln, und Prof. Dr. Jochen A. Werner, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des Universitätsklinikums Essen.

 

Der Gesundheitskongress des Westens ist der führende Kongress für Gesundheitspolitik und Gesundheitswirtschaft im Westen Deutschlands. Auch 2017 werden wieder rund 900 Besucher erwartet – Klinikmanager, Ärzte, Verantwortliche aus Gesundheitspolitik und –unternehmen, aus Forschung und Wissenschaft sowie der Pflege. Die elfte Auflage der jährlich ausgerichteten Veranstaltung findet am 7. und 8. März 2017 im Kölner Kongresszentrum Gürzenich statt.

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