„HerzEffekt MV“: Leuchtturmprojekt aus Rostock bundesweites Vorbild
Berlin, 20. Juni 2017 Die Medizin kommt jetzt zum Patienten. Das ist der Kerngedanke von „HerzEffekt MV“. Anfang dieses Jahres ist an der Universitätsmedizin Rostock das Leuchtturm-Projekt ins Rollen gekommen, das deutschlandweit seinesgleichen sucht. Auf dem Hauptstadtkongress Medizin und Gesundheit in Berlin sprach der wissenschaftliche Leiter des Managementkongresses KKR, Prof. Heinz Lohmann mit dem Vorstandsvorsitzenden der Universitätsmedizin Rostock, Prof. Dr. Christian Schmidt, und dem Vorsitzenden der Geschäftsführung der Philips GmbH, Peter Vullinghs über den aktuellen Stand des Vorhabens und die nächsten Schritte.
Knapp 14 Millionen Euro aus dem Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) wurden dem Projekt „HerzEffekt MV“ zugesprochen, das eine effizientere Versorgung chronisch herzkranker Patienten auch in abgelegenen Gebieten des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern ermöglichen will. „Damit unternimmt die Unimedizin Rostock einen großen Schritt Richtung digitale Zukunft in MV“, sagt Unimedizin-Vorstand Prof. Dr. Christian Schmidt. Das Projekt setzt die Klinik mit ihren Partnern Philips sowie den Krankenkassen AOK Nordost und Techniker Krankenkasse um. Der Verbund setzt dabei auf Telemedizin und innovative Technologien.
Dafür entsteht derzeit ein sektorenübergreifendes Zentrum: Patienten erhalten auf freiwilliger Basis und je nach Erkrankung Blutdruck-Messgeräte, Körperwaagen und Aktivitätsmesser, deren Werte über ein mobiles Gerät an das Care-Center in Rostock gesendet werden – das Herzstück des Kooperationsprojekts. Anhand der klinischen Befunde und Daten wird dort durch medizinisches Personal entschieden, ob alles in Ordnung oder eine weitere Behandlung für den Patienten notwendig ist.
Die Erfahrungen aus dem Projekt werden wissenschaftlich erfasst und ausgewertet. An der Studie teilnehmen können Patienten mit diagnostizierter Herzschwäche, Vorhof-flimmern oder einem schlecht behandelbaren Bluthochdruck. Je nach Zuordnung kommen auch Patienten in eine Kontrollgruppe. Sie erhalten keine elektronischen Geräte; eine umfassende medizinische Behandlung mit Untersuchungen zu Beginn sowie nach sechs und zwölf Monaten ist ihnen aber sicher. „Beide Gruppen werden von der Teilnahme profitieren“, so Schmidt.
Die digitale Plattform für die eingehenden Daten entwickelt Philips. „Vor dem Hintergrund des demographischen Wandels und der steigenden Zahl von Menschen mit chronischen Erkrankungen ist es unumgänglich, neue Wege in der Versorgung zu gehen. HerzEffekt MV ist ein großartiges Beispiel dafür, wie digitale Lösungen dazu beitragen, Gesundheit und Lebensqualität von Patienten zu erhalten“, sagt Peter Vullinghs, CEO Philips DACH und Market Leader Health Systems.
Das Großprojekt sei auf drei Jahre angelegt und könne die Blaupause für die Top-Versorgung auch in anderen ländlichen Regionen Deutschlands bilden, sagt Unimedizin-Vorstand Schmidt.
„Die Digitalisierung macht’s möglich: Krankenhäuser, Ärzte und viele weitere Gesundheitsanbieter können jetzt im Interesse der Patienten besser miteinander kommunizieren und eine durchgängige Behandlung anbieten. Technik ist nicht patientenfeindlich, sondern hilft, deren Erwartungen zu erfüllen“, resümierte Gesundheitsunternehmer Lohmann.
Die wirtschaftliche Lage deutscher Krankenhäuser hat sich im Jahr 2015 gegenüber dem Vorjahr nur leicht verschlechtert. Sie war besser als 2012, das in jüngster Vergangenheit das schlechteste Jahr für Krankenhäuser war. 9 Prozent befanden sich 2015 im „roten Bereich“ mit erhöhter Insolvenzgefahr, 12 Prozent im „gelben“ und 79 Prozent im „grünen Bereich“. Ihre Ertragslage blieb praktisch unverändert, auf Konzernebene schrieben 21 Prozent der Krankenhäuser einen Jahresverlust. Im Jahr 2015 waren zudem 63 Prozent der Kliniken investitionsfähig. Die Kapitalausstattung der Krankenhäuser ist jedoch noch immer unzureichend. Ihr jährlicher Investitionsbedarf (ohne Universitätskliniken) beläuft sich auf mindestens 5,4 Milliarden Euro. Da die Bundesländer im Jahr 2015 Fördermittel in Höhe von 2,8 Milliarden Euro zur Verfügung stellten, ergibt sich eine jährliche Förderlücke von mindestens 2,6 Milliarden Euro. Bezieht man den über die Jahre aufgebauten Investitionsstau ein, ist sie sogar noch höher.
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